Quereinstieg in Kitas – aber wie?

23.04.2024

Beruflicher Quereinstieg in Kindertageseinrichtungen – dieses Thema stand beim Fachtag des AWO Bezirks Westliches Westfalen im Fokus. Mehr als 80 Fach- und Leitungskräften der AWO waren nach Schwerte gekommen, um sich darüber auszutauschen, wie man Menschen aus anderen Berufen für die Erzieher*innen-Branche gewinnen kann.  

Denn der Bedarf an Erzieher*innen in Kindertageseinrichtungen ist groß und wächst weiter – bis zum Jahr 2030 fehlen voraussichtlich bis zu 230.000 Fachkräfte bundesweit. Die AWO nimmt diese Herausforderung ernst und entwickelt diverse Maßnahmen (weiter), um auf verschiedenen Ebenen wirkungsvolle Angebote zu installieren: Darunter etwa die Stärkung einer professionellen Ausbildung, kontinuierliche Praxisanleitung sowie qualifizierte Weiterbildung.

Michael Scheffler, Vorsitzender des Bezirksverbandes Westliches Westfalen, eröffnete die Fachtagung und verwies darauf, dass die AWO ihre Ausbildungskapazitäten in den vergangenen Jahren deutlich erhöht und neue Angebote auf den Weg gebracht habe, um sich als interessante und familienfreundliche Arbeitgeberin zu profilieren.

Staatssekretär Lorenz Bahr (Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW) erinnerte in seinem Grußwort daran, dass trotz der enormen Auswirkungen des Fachkräftemangels Qualitätsstandards in Kitas gewahrt und gleichzeitig eine stabile Betreuung sichergestellt werden müsse.

Mit hochkarätigen Referent*innen trug der Fachtag Quereinstieg dazu bei, ausgewählte Schwerpunkte intensiver zu bearbeiten und fachlich zu beleuchten:

Rund um das Thema „Zugangsmöglichkeiten für Quereinsteiger*innen in der Betreuung der Agenturen für Arbeit und Jobcenter“ informierte Stephanie Schmidt von der Regionaldirektion NRW. Ihr Fazit mit Blick auf das so genannte Qualifizierungschancengesetz: „Für jeden ist fast alles möglich!“

Frau Prof. Dr. Weimann-Sandig der Ev. Hochschule Dresden vermittelte das Thema „Chancen und Herausforderungen multiprofessioneller Teams“ mit einem überaus klaren und ganzheitlichen Blick sowie aktuellen Forschungsergebnissen (Auszug):

  • Die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen im Feld werden vom Bestandspersonal als so unzureichend beschrieben, dass die Bereitschaft zur Aufstockung von Beschäftigungsumfängen äußerst niedrig ist.
  • Quereinstiege benötigen gute Arbeitsstrukturen, qualifiziertes Personal zur Anleitung sowie Karrierepfade und Entwicklungsmöglichkeiten.
  • Arbeitsbiographisches Vorwissen von Quereinsteigenden sollte strategischer genutzt werden; es trägt zur Multiprofessionalität aber auch zur Entlastung von Leitungen und anderer päd. Fachkräften bei.
  • Quereinstiege könnten theoretisch die Multiprofessionalität in Arbeitsteams erhöhen, die Quereinstiegsqualifizierungen und Ausgangsbedingungen für Quereinsteigende im Feld lassen dies derzeit aber zu wenig zu.
  • Keine Protektivismus, sondern eine Offenheit dafür, dass sich das Wissen aufgrund der hohen Diversität der in den Arbeitsfeldern tätigen Menschen erweitert und auch ausdifferenziert.

Nicola Schäfer aus dem AWO Unterbezirk Ennepe-Ruhr und Nihad Jarcevic aus dem Unterbezirk Dortmund gewährten den Teilnehmenden wichtige Einblicke in ihre berufliche Laufbahn als Quereinsteiger*in - mit beiden wurden Videos erstellt, die nun über alle Unterbezirke/den Kreisverband verbreitet werden, um interessierte Menschen anzusprechen.

Die Fachtagung ermöglichte einen intensiven Austausch zum Thema Quereinstieg, der zeigte, dass noch große Aufgaben vor der AWO liegen, die eine gemeinsame Verantwortungsübernahme und Entwicklung von wirkungsvollen Maßnahmen erfordert. „Die AWO fordert nicht nur mit ihrem Konzeptpapier ,Kitas neu denken‘ ein konzeptionelles Umdenken, um einen System-Kollaps zu vermeiden. Eine Kooperation aller beteiligten Akteure auf Augenhöhe ist hierfür genauso eine Grundvoraussetzung wie die Berücksichtigung der Tatsache, welche wichtige Rolle die AWO als Arbeitgeberin und professionelle Anbieterin von Qualifizierung und Weiterbildung spielt,“ mahnt Muna Hischma, Abteilungsleitung Soziales des Bezirksverbandes.

Weitere Nachrichten

Meldung vom 01.07.2024
Unser Wohnheim für Menschen mit Behinderung in Gevelsberg wurde am vergangenen Wochenende von Unbekannten mit Eiern beworfen. Die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich unsicher. weiterlesen
Meldung vom 26.06.2024
Studierende der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) haben unser Fritz-Krüger-Seniorenzentrum in Münster besucht. weiterlesen
Meldung vom 24.06.2024
AWO Westliches Westfalen nimmt mit dem Workshop Leadership und Generationsmodelle die Vielfalt der Generationen in den Fokus weiterlesen
Meldung vom 18.06.2024
2. Verbandstag: AWO-Visionär*innen diskutieren neue Wege im Mitgliederverband weiterlesen
Meldung vom 18.06.2024
30 Fachkräfte aus der Jugendsozialarbeit der AWO Westliches Westfalen trafen sich im Eugen-Krautscheid-Haus in Dortmund zum Workshop „Jugendsozialarbeit der Zukunft“. weiterlesen
Meldung vom 17.06.2024
Weitere Demonstration der Caritas und der Freien Wohlfahrtsverbände verdeutlicht aktuellen Eskalationsstatus im Sozialwesen. weiterlesen
Meldung vom 03.06.2024
Ein letztes Mal bietet der AWO Bezirk Westliches Westfalen die Weiterbildung zur Praxisanleitung in der Pflege im bewährten Umfang an. Der Kurs, der am 01.07.2024 startet, umfasst 300 Unterrichtseinheiten an insgesamt 38 Tagen. weiterlesen
Meldung vom 03.06.2024
Gesundheit von pflegenden Angehörigen ist die Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft weiterlesen
Meldung vom 01.06.2024
Jetzt ist es offiziell: Die AfD ist als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft. Weil es bei der Europawahl keine 5-Prozent-Hürde gibt, werden wir Krah und Konsorten wohl nicht verhindern können. weiterlesen
Meldung vom 24.05.2024
Der AWO Bezirk Westliches Westfalen hat ein Projekt ins Leben gerufen, um seine Auszubildenden besser zu unterstützen. Unter dem Motto „Lass uns reden!“ können sich die Berufs-Einsteiger vertraulich an Torsten Jaspers wenden, wenn es mal schwierig wird. weiterlesen