Beruflicher Quereinstieg in Kindertageseinrichtungen – dieses Thema stand beim Fachtag des AWO Bezirks Westliches Westfalen im Fokus. Mehr als 80 Fach- und Leitungskräften der AWO waren nach Schwerte gekommen, um sich darüber auszutauschen, wie man Menschen aus anderen Berufen für die Erzieher*innen-Branche gewinnen kann.
Denn der Bedarf an Erzieher*innen in Kindertageseinrichtungen ist groß und wächst weiter – bis zum Jahr 2030 fehlen voraussichtlich bis zu 230.000 Fachkräfte bundesweit. Die AWO nimmt diese Herausforderung ernst und entwickelt diverse Maßnahmen (weiter), um auf verschiedenen Ebenen wirkungsvolle Angebote zu installieren: Darunter etwa die Stärkung einer professionellen Ausbildung, kontinuierliche Praxisanleitung sowie qualifizierte Weiterbildung.
Michael Scheffler, Vorsitzender des Bezirksverbandes Westliches Westfalen, eröffnete die Fachtagung und verwies darauf, dass die AWO ihre Ausbildungskapazitäten in den vergangenen Jahren deutlich erhöht und neue Angebote auf den Weg gebracht habe, um sich als interessante und familienfreundliche Arbeitgeberin zu profilieren.
Staatssekretär Lorenz Bahr (Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW) erinnerte in seinem Grußwort daran, dass trotz der enormen Auswirkungen des Fachkräftemangels Qualitätsstandards in Kitas gewahrt und gleichzeitig eine stabile Betreuung sichergestellt werden müsse.
Mit hochkarätigen Referent*innen trug der Fachtag Quereinstieg dazu bei, ausgewählte Schwerpunkte intensiver zu bearbeiten und fachlich zu beleuchten:
Rund um das Thema „Zugangsmöglichkeiten für Quereinsteiger*innen in der Betreuung der Agenturen für Arbeit und Jobcenter“ informierte Stephanie Schmidt von der Regionaldirektion NRW. Ihr Fazit mit Blick auf das so genannte Qualifizierungschancengesetz: „Für jeden ist fast alles möglich!“
Frau Prof. Dr. Weimann-Sandig der Ev. Hochschule Dresden vermittelte das Thema „Chancen und Herausforderungen multiprofessioneller Teams“ mit einem überaus klaren und ganzheitlichen Blick sowie aktuellen Forschungsergebnissen (Auszug):
- Die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen im Feld werden vom Bestandspersonal als so unzureichend beschrieben, dass die Bereitschaft zur Aufstockung von Beschäftigungsumfängen äußerst niedrig ist.
- Quereinstiege benötigen gute Arbeitsstrukturen, qualifiziertes Personal zur Anleitung sowie Karrierepfade und Entwicklungsmöglichkeiten.
- Arbeitsbiographisches Vorwissen von Quereinsteigenden sollte strategischer genutzt werden; es trägt zur Multiprofessionalität aber auch zur Entlastung von Leitungen und anderer päd. Fachkräften bei.
- Quereinstiege könnten theoretisch die Multiprofessionalität in Arbeitsteams erhöhen, die Quereinstiegsqualifizierungen und Ausgangsbedingungen für Quereinsteigende im Feld lassen dies derzeit aber zu wenig zu.
- Keine Protektivismus, sondern eine Offenheit dafür, dass sich das Wissen aufgrund der hohen Diversität der in den Arbeitsfeldern tätigen Menschen erweitert und auch ausdifferenziert.
Nicola Schäfer aus dem AWO Unterbezirk Ennepe-Ruhr und Nihad Jarcevic aus dem Unterbezirk Dortmund gewährten den Teilnehmenden wichtige Einblicke in ihre berufliche Laufbahn als Quereinsteiger*in - mit beiden wurden Videos erstellt, die nun über alle Unterbezirke/den Kreisverband verbreitet werden, um interessierte Menschen anzusprechen.
Die Fachtagung ermöglichte einen intensiven Austausch zum Thema Quereinstieg, der zeigte, dass noch große Aufgaben vor der AWO liegen, die eine gemeinsame Verantwortungsübernahme und Entwicklung von wirkungsvollen Maßnahmen erfordert. „Die AWO fordert nicht nur mit ihrem Konzeptpapier ,Kitas neu denken‘ ein konzeptionelles Umdenken, um einen System-Kollaps zu vermeiden. Eine Kooperation aller beteiligten Akteure auf Augenhöhe ist hierfür genauso eine Grundvoraussetzung wie die Berücksichtigung der Tatsache, welche wichtige Rolle die AWO als Arbeitgeberin und professionelle Anbieterin von Qualifizierung und Weiterbildung spielt,“ mahnt Muna Hischma, Abteilungsleitung Soziales des Bezirksverbandes.