Arm und sozial ausgegrenzt: AWO fordert mehr Wertschätzung und bessere Rahmenbedingungen für pflegende Angehörige

08.11.2023

Über 80% der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Durch die familiäre Pflegearbeit leiden die Pflegenden, meist Frauen, allerdings häufiger unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Überlastung, bürokratischen Hürden, Isolation und finanziellen Belastungen durch Arbeitszeit- und Einkommensverlust.

Die AWO fordert, die im Koalitionsvertrag vereinbarte und dringend notwendige Umsetzung der besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf endlich voranzubringen. Beispiele sind die Ausweitung der Familienpflegezeit und die Einführung eines Familienpflegegeldes in Form einer Entgeltersatzleistung.

Dazu Kathrin Sonnenholzner, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt: „Pflegende Angehörige und ihre Familien benötigen verlässliche und unkomplizierte Unterstützung im Quartier. Kommunen müssen im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge Verantwortung übernehmen und regelhafte Hilfen installieren. Notwendig sind kostenlose, flächendeckende Beratungs- und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige“.

Andreas Frank, Geschäftsführer der AW Kur und Erholung , einer Tochter des AWO Bezirks Westliches Westfalen ergänzt: „Der Strukturaufbau gestaltet sich jedoch schwierig, wenn Träger von Angeboten im Rahmen der Daseinsvorsorge nicht unterstützt werden. Hier braucht es ein Zusammenspiel von Politik, Dienstleistungserbringern, der öffentlichen Hand sowie der Selbsthilfe. Durch die Entlastung von pflegenden Angehörigen wird vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels schließlich auch der Arbeitsmarkt gestärkt. Es liegt also eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darin, von Belegungsschwankungen betroffene Angebot wie Vorsorge- und Rehabilitationskliniken oder Tages- und Kurzzeitpflegen besonders zu unterstützen. Es braucht die Möglichkeit einer Anschubfinanzierung und Unterstützung bei Investitionskosten, damit sozial engagierte Träger ihre Vorhaben umsetzen können."

Vor diesem Hintergrund setzt sich die AWO für eine Nachbesserung der Pflegereform ein und fordert insbesondere den Ausbau und die Erleichterung des Zugangs zu Entlastungsangeboten wie Tagespflege, Kurzzeitpflege und niedrigschwellige Nachbarschaftshilfen sowie zu Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für pflegende Angehörige.

Hintergrund:
Im Jahr 2021 waren bundesweit 4,96 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI). Rund fünf von sechs Pflegebedürftigen (84 % bzw. 4,17 Millionen) wurden zu Hause versorgt. Familienmitglieder, Freund*innen, Bekannte oder Nachbar*innen übernehmen oft die notwendigen pflegerischen Aufgaben und leisten damit einen unschätzbaren Beitrag für die Bewältigung der Versorgungssituation pflegebedürftiger Menschen.

Weitere Nachrichten

Meldung vom 01.07.2024
Unser Wohnheim für Menschen mit Behinderung in Gevelsberg wurde am vergangenen Wochenende von Unbekannten mit Eiern beworfen. Die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich unsicher. weiterlesen
Meldung vom 26.06.2024
Studierende der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) haben unser Fritz-Krüger-Seniorenzentrum in Münster besucht. weiterlesen
Meldung vom 24.06.2024
AWO Westliches Westfalen nimmt mit dem Workshop Leadership und Generationsmodelle die Vielfalt der Generationen in den Fokus weiterlesen
Meldung vom 18.06.2024
2. Verbandstag: AWO-Visionär*innen diskutieren neue Wege im Mitgliederverband weiterlesen
Meldung vom 18.06.2024
30 Fachkräfte aus der Jugendsozialarbeit der AWO Westliches Westfalen trafen sich im Eugen-Krautscheid-Haus in Dortmund zum Workshop „Jugendsozialarbeit der Zukunft“. weiterlesen
Meldung vom 17.06.2024
Weitere Demonstration der Caritas und der Freien Wohlfahrtsverbände verdeutlicht aktuellen Eskalationsstatus im Sozialwesen. weiterlesen
Meldung vom 03.06.2024
Ein letztes Mal bietet der AWO Bezirk Westliches Westfalen die Weiterbildung zur Praxisanleitung in der Pflege im bewährten Umfang an. Der Kurs, der am 01.07.2024 startet, umfasst 300 Unterrichtseinheiten an insgesamt 38 Tagen. weiterlesen
Meldung vom 03.06.2024
Gesundheit von pflegenden Angehörigen ist die Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft weiterlesen
Meldung vom 01.06.2024
Jetzt ist es offiziell: Die AfD ist als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft. Weil es bei der Europawahl keine 5-Prozent-Hürde gibt, werden wir Krah und Konsorten wohl nicht verhindern können. weiterlesen
Meldung vom 24.05.2024
Der AWO Bezirk Westliches Westfalen hat ein Projekt ins Leben gerufen, um seine Auszubildenden besser zu unterstützen. Unter dem Motto „Lass uns reden!“ können sich die Berufs-Einsteiger vertraulich an Torsten Jaspers wenden, wenn es mal schwierig wird. weiterlesen