2. Verbandstag: AWO-Visionär*innen diskutieren neue Wege im Mitgliederverband
Im zweiten Verbandstag trafen sich rund 120 Visionärinnen und Visionäre in Gelsenkirchen, um sich mit dem Mitgliederverband zu befassen. Wie können wir neue Mitglieder für uns begeistern? Welche Strukturen tragen unseren Verband erfolgreich in die Zukunft? Wichtige Fragen, die heute im Zuge des Projektes "AWO Vision 2025" diskutiert wurden.
Michael Scheffler eröffnete den Verbandstag mit einer klaren Standortbestimmung. „Unsere ehrenamtliche Arbeit hat das Ziel, Menschen zu helfen. Dafür zu sorgen, dass ältere Menschen in unseren Ortsvereinen eine Gemeinschaft finden, die der Vereinsamung und Isolation entgegenwirkt. Dafür zu sorgen, dass denjenigen die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden, trotzdem gleiche Chancen im Leben haben. Dieses Sorgen und Kümmern flankieren wir mit einer lauten und starken Stimme, die gesellschaftspolitische Veränderung fordert“, so Scheffler.
Jörg Richard, Abteilungsleiter Verbandspolitik im Bezirk, führte mit interessanten Resultaten in die Diskussion ein: Das Durchschnittsalter im Mitgliederverband des westlichen Westfalens liege im Schnitt bei 70 Jahren. Er stellte die Persona des „idealen“ Mitglieds vor, das auf dem ersten Verbandstag im Dezember vergangenen Jahres entwickelt wurde: Das AWO-Wunschmitglied ist zwischen 25 und 60, engagiert, kreativ, sportlich und im sozialen Bereich tätig. Diese Skizze wurde diskutiert und es herrschte Einigkeit darüber, dass diese nicht ausreiche und die AWO ihre Zielgruppe noch erweitern müssen.
Welche Angebote laufen in den Ortsvereinen besonders gut? Im Kern ist es Begegnung, die zählt. Ob Sport, Schach oder Kaffeetrinken – Hauptsache zusammen. „Wir leben eine große Angebotsvielfalt und nutzen vermehrt digitale Formate,“ resümierte Jörg Richard. Um sich noch besser zu vernetzen und die Kommunikation zwischen Ortsvereinen und Mitgliedern zu verbessern, hat der Bezirk als ersten Schritt die Ortsverein-App „Immer dabei“ entwickeln lassen. Christopher Becker vom Unterbezirk Ruhr-Mitte stellte die Anwendungen, die sich noch in der Pilotphase befindet, vor. Die Schulung der Admins in den Ortsvereinen beginnt im Herbst.
Zu Gast auf dem Verbandstag war der AWO Landesverband Thüringen. Die Geschäftsführerin Katja Glybowskaja und Andreas Krauße, Geschäftsführer der AWO Alten-, Jugend- und Sozialhilfe (AJS) präsentierten ein innovatives Modell der Mitgliedergewinnung. Thüringen gehört zu den AWO-Gliederungen, die sich über eine wachsende Mitgliederzahl freuen. 12.000 Mitglieder verzeichnet der Landesverband. Durchschnittsalter: 54,6 Jahre.
Wie das geht? Mit dem Modell des Fördervereins. Deren Zahl steigt und bindet Aktive etwa in Kita-Fördervereinen. Parallel dazu gründen sich auch neue Ortsvereine. Typische Aktivitäten: Ein Thema, ein Projekt oder eine lokale Problemstellung, welche die Menschen dazu motiviert, sich zu engagieren. Zumeist im Umfeld von Einrichtungen wie Seniorenzentren und Kitas. Es gründen sich aber auch Fördervereine für Themen wie den Kampf gegen rechts. Und sogar eine AWO Feuerwehr. „Das sind großartige Experimente“, die Menschen zusammenbringen und in ländlichen Regionen aktive Strukturen schaffen. Aber natürlich gebe es Fluktuation etwa in Kita-Fördervereinen. Da brauche es gezielte Ansprache. Mit Erfolg: Die Verbleibquoten steigen.
Was lässt sich daraus für den Bezirk ableiten? „Wir brauchen konkrete Ziele“, so ein Teilnehmer. Andere äußerten Bedenken, dass durch Fördervereine eine Parallelstruktur zu Ortsvereinen entstehen könnten. Einigkeit herrschte darüber, dass „frischer Wind“ in den Strukturen nötig sei.
In einer abschließenden Gesprächsrunde diskutierten Michael Scheffler, Unterbezirksgeschäftsführer Marc Schaff (Ruhr-Mitte) und die zwei Ehrenamts-„Urgesteine“ Karin Löhr (Kreisverbandsvorsitzende Märkischer Kreis und Mitglied des Bezirksvorstandes) und Karin Schäfer (Ortsvereinsvorsitzende Bergkamen-Mitte und ehemalige Kreisverbandsvorsitzende Unna).
Michael Scheffler zeigte sich erfreut über den regen Austausch auf dem Verbandstag. Er betonte, dass es mit Blick auf die sinkenden Mitgliederzahlen „keine Denkverbote geben dürfe“, um den Mitgliederverband zu stärken.