Knapp 60 Prozent der rund 47.000 schwerbehinderten Arbeitslosen in NRW sind hochqualifiziert. Die Wirtschaft könnte sie als Fachkräfte einsetzen. Dennoch zahlen vor allem private Arbeitgeber lieber eine Ausgleichsabgabe, als Stellen zu schaffen. Sie sollten stärker in die Pflicht genommen werden, fordert die Freie Wohlfahrtspflege NRW, der auch die AWO angehört, in ihrem aktuellen Arbeitslosenreport.
Vom deutschen Job-Boom haben in den vergangenen Jahren fast alle gesellschaftlichen Gruppen profitiert – bis auf Schwerbehinderte. Die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen bewegt sich mit derzeit rund 47.000 auf hohem Niveau. „Auch neun Jahre nach Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention, die einen inklusiven Arbeitsmarkt verlangt, ist eine Schwerbehinderung noch ein gravierendes Vermittlungshindernis“, kritisiert Christian Heine-Göttelmann, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Dabei sind mit 58,8 Prozent deutlich mehr als die Hälfte der schwerbehinderten Arbeitslosen für komplexere Tätigkeiten als Fachkraft, Spezialist oder Experte qualifiziert. Von den nicht-schwerbehinderten Arbeitslosen erfüllen nur 42,7 Prozent dieses Anforderungsniveau.
Ab einer Größe von 20 Arbeitsplätzen sind private und öffentliche Arbeitgeber in Deutschland verpflichtet, wenigstens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen.
Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW zeigt, dass private Arbeitgeber 2016 mehr als ein Viertel dieser sogenannten Pflichtarbeitsplätze unbesetzt ließen. Von insgesamt 204.000 Pflichtarbeitsplätzen blieben 54.000 Stellen offen.
Den aktuellen Arbeitslosenreport finden Sie hier.