Plötzlich pflegen? Wenn Menschen ihre Angehörigen zuhause betreuen

12.04.2017

AWO entwickelt Kartenspiel „Blockade“, um mit Betroffenen ins Gespräch zu kommen

Eine Situation, die jeden treffen kann: Ein naher Angehöriger erkrankt oder hat einen Unfall – das Leben ändert sich gravierend. Und jetzt? „Viele Menschen sind dann erstmal völlig hilflos und überfordert“, so der AWO-Vorsitzende Michael Scheffler. Die AWO-Pflegeberatung bietet ihnen eine erste Anlaufstelle. Um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen spielerisch Informationen zu vermitteln, hat die AWO das Kartenspiel „Blockade“ entwickelt, das erstmals auf dem Deutschen Pflegetag Ende März in Berlin vorgestellt wurde. Es kostet zehn Euro und ist im Seniorenzentrum erhältlich.

Gesetze, Paragraphen, Leistungen – Pflegende Angehörige sehen sich zunächst mit einem Wust an Regelungen konfrontiert, die für den Laien schlecht zu durchblicken sind. Am Beispiel zweier Frauen werden die Probleme und Belastungssituationen deutlich gemacht: Gisela und Eva hatten ihr Leben im Griff. Bis zu dem Zeitpunkt, an denen ihre Partner pflegebedürftig wurden. Ein Motorradunfall und die Diagnose Demenz - plötzlich war alles anders. Und jetzt?

Diese beiden Frauen sind natürlich nicht echt. Ihre Schwierigkeiten dagegen schon: Überforderung, Zeitmangel, bürokratische Hürden. Das Kartenspiel „Blockade“ lässt die Probleme und Herausforderungen der Frauen spielerisch erkennen. Es bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Informationen und  Lösungen zu finden und hilft, Antworten auf die drängendsten Fragen zu finden. Wer hilft mir, wenn ich ein paar Stunden Zeit für mich brauche? Wie finanziere ich es, mein Haus barrierefrei umbauen zu lassen, wenn mein Angehöriger im Rollstuhl sitzt? Wo beantrage ich eine Kur gemeinsam mit meinem Angehörigen?

Die AWO im Westlichen Westfalen ist eine Spezialistin im Pflegesektor und bietet in sämtlichen Bereichen Lösungen an: ob stationär, ambulant oder teil-stationär, etwa als Kurzzeitpflege. Letztere ermöglicht auch das Seniorenzentrum Iserlohn. „Wir bieten bis zu zehn Plätze in der Kurzzeitpflege an, damit pflegende Angehörige sich eine Auszeit vom Alltag nehmen können“, so Michael Scheffler.

Darüber hinaus bereibt der AWO Bezirk Westliches Westfalen bundesweit drei Kurkliniken, die sich auf pflegende Angehörige spezialisiert haben. Rund 900 Menschen suchen dort jedes Jahr Erholung und Entlastung vom Alltag. Übrigens gemeinsam mit dem Angehörigen, der dort von Fachkräften in der Tagespflege betreut wird.

Familien zu stärken und zu entlasten – das steht nicht nur thematisch im Fokus der AWO.
Die AWO in Deutschland fordert, gesetzliche Grundlagen für stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsangebote für Familien zu schaffen.


Machen sich mit dem AWO-Kartenspiel „Blockade“ vertraut: Uwe Hildebrandt, Reinhard Strüwe, Andreas Frank und Michael Scheffler.

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