Die Hans-Böckler-Stiftung hat ihren WSI-Verteilungsbericht für das Jahr 2019 veröffentlicht. Darin wird deutlich, dass die Einkommensungleichheit zwischen Ost und West, sowie die Armut im Allgemeinen in Deutschland, zugenommen haben. Obwohl Wirtschaft und Arbeitsmarkt immer noch florieren, ist in großen Teilen der Bevölkerung nichts von diesem Hoch zu spüren. AWO Bundesvorstandsvorsitzender Wolfgang Stadler warnt: „Wir beobachten diese Trends mit großer Besorgnis, denn solche Entkopplungstendenzen gefährden den sozialen Zusammenhalt in Deutschland spürbar.“
Durch eine Spreizung der Löhne, vor allem an den Rändern der Einkommensverteilung, wird auch die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergetrieben. Dabei legt der Bericht offen: die unteren Einkommensgruppen hatten im Jahr 2019 reale Einkommensverluste zu verbuchen, während höhere Einkommensklassen auch Lohnsteigerungen verzeichnen konnten. Gleichzeitig stieg die Armutslücke an. Der Einkommensbetrag den es brauch, um die Schwelle der Armutsgrenze zu überschreiten, wird von vielen Haushalten in unteren Einkommensgruppen nicht erreicht.
Die AWO warnt seit Jahren vor dem auseinanderdriften der Gesellschaft. Ein Prozess, der vor allem durch große Einkommensunterschiede befeuert wird. Nun liegt es an der Politik zu handeln, konkrete Maßnahmen zu ergreifen und sich solidarisch mit denen zu zeigen, die die Verlierer der aktuellen Entwicklungen sind. Konkret fordert die AWO „eine konsequente Bekämpfung des Niedriglohnsektors, eine Stärkung der Tarifbindung sowie eine höhere Besteuerung von Spitzeneinkommen und Vermögen“. Außerdem müsse die soziale Infrastruktur weiter ausgebaut und vor allem jedem zugänglich gemacht werden.