Die Abkürzung zum Berufsabschluss in der Pflege

06.10.2022

Abschluss ohne Ausbildung? Die Externenprüfung macht es möglich! In einem Pilotprojekt haben sich vier langjährige Pflegehelferinnen aus dem Bezirk in wenigen Wochen erfolgreich als Pflegefachassistentinnen qualifiziert.

Schon seit Jahren ermöglichen so genannte Externenprüfungen in verschiedenen Berufsfeldern einen Abschluss nachzuholen. Im Bereich der Pflegefachassistenz  ist das seit dem vergangenen Jahr möglich. Der Bezirksverband hat einen Probedurchlauf gestartet und zieht ein positives Resümee: „Wir freuen uns sehr darüber, dass alle Teilnehmenden aus unseren Einrichtungen die erste Externenprüfung erfolgreich abgeschlossen haben“, so Claudia Bertels-Tillmann, Verbundleitung Lucy-Romberg-Pflegeschulen.

Der große Vorteil dieser Prüfung ist, dass Berufserfahrene, aber ungelernten Pflegehelfer*innen dadurch keine einjährige Ausbildung absolvieren, sondern  direkt zur Abschlussprüfung zugelassen werden können. Ein mehrwöchiger Vorbereitungskurs macht die Teilnehmenden fit für die mündliche, schriftliche und praktische Abschlussprüfung. Vorausgesetzt wird eine vorherige berufliche Tätigkeit im Bereich der Pflege. Insgesamt dauert die Vorbereitung drei Monate.

Bezirksverband startet Pilotversuch

Aus dem Bezirk haben sich mit Kerstin Behlau (Erna-David-Seniorenzentrum in Dortmund), Anke Brosig und Heike Packert (Ida-Noll-Seniorenzentrum) sowie Sonja Habeck (Seniorenzentrum Parkheim Hemer) die ersten Teilnehmerinnen an die Prüfung gewagt und erfolgreich bestanden.

In einem  intensiven Vorbereitungskurs wurden ihnen umfassend von ihren Einrichtungsleitungen, Kolleg*innen und Lehrkräften geholfen. „Es war viel Input in kurzer Zeit. Aber wir wurden von unserer Einrichtungsleitung für die Zeit der Fortbildung freigestellt. Bei Fragen haben uns Lehrkräfte und Arbeitskollegen unterstützt. Die Mühe hat sich auf jeden Fall gelohnt“, berichtet Anke Brosig.

Der Vorbereitungskurs fand in Zusammenarbeit mit der Lucy-Romberg-Pflegeschulein Gevelsberg statt. Das Vorwissen aus ihrer langjährigen Berufserfahrung hat den Teilnehmerinnen geholfen, die neuen Inhalte zu verstehen. Im Selbststudium wurde das Erlernte Fachwissen in den darauffolgenden Wochen vertieft. Die Vorbereitung auf den praktischen Prüfungsteil fand in den Einrichtungen statt.

Von verkürzter Ausbildungsdauer profitieren alle

Die Vorbereitung ist anspruchsvoll, aber alle Absolventinnen sind sich einig, dass sich der Aufwand lohnt: „Wir waren zwischen den Schulblöcken arbeiten und haben zu Hause noch weitergelernt. Das normale Leben lief dabei weiter. Trotz der Doppelbelastung hat es viel Spaß gemacht“, so Sonja Habeck.

Für Pflegehelfer*innen kommt eine 3-jährige Ausbildung häufig schon allein aus Zeit- und Kostengründen nicht in Frage. Auch Arbeitgeber*innen profitieren von der Zeitersparnis: „Der Vorteil liegt ja auch beim Arbeitsgeber, wenn der Mitarbeiter nur drei Monate ausfällt und nicht ein Jahr. Und die meisten können sich das nicht leisten, nur ein Ausbildungsgehalt zu bekommen. Deshalb ist diese Lösung für beide Seiten gut“, so Heike Packert.

Qualifiziert gegen den Fachkräftemangel

Der Bedarf nach weiteren Qualifizierungen ist riesig. Denn mit der zweiten Stufe der Pflegereform, tritt ab dem 01.07.2023 ein neuer Personalschlüssel in Kraft.  Dann wird die Personalzusammensetzung abhängig vom Pflegegrad der Bewohner*innen bestimmt.  Neben der Möglichkeit, erfahrenen Kräften einen qualifizierten Berufsabschluss zu bieten, wirkt die Externenprüfung dem Fachkräftemangel direkt und schnell entgegen. Da Hilfskräften ohne Berufsausbildung notwendige Tätigkeiten nicht durchführen dürfen, fehlen den Einrichtungen ca. 400 Beschäftigte dieser Qualifikationsniveaus.

„Der Wunsch, die Abschlussprüfung zu machen und sich damit weiter zu qualifizieren, ist bei vielen Mitarbeitenden groß. Wir werden deshalb nächstes Jahr weitere so genannte externe Prüfungen anbieten und auch einen Vorbereitungskurs konzipieren“, so Claudia Bertels-Tillmann.

Die Vorbereitungskurse für das nächste Jahr werden aktuell in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern geplant. Interessierte können sich hier informieren: Externen-Pruefung@awo-ww.de.

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