„Bustour“ der AWO Dortmund: Unterwegs gegen Armut und Einsamkeit

31.08.2023

Mit der Kampagne „Begegnung verändert.“ wirft die Dortmunder AWO Schlaglichter auf das ehrenamtliche Engagement und die Begegnungsstättenarbeit. Dies passiert mit verschiedenen Aktionen und Angeboten. Eine Bustour richtete sich dabei an wichtige Akteur*innen und Entscheider*innen der Stadtgesellschaft aus Politik und Verwaltung. Ziele waren die Begegnungsstätten der AWO in der Nordstadt, in Hombruch sowie das Eugen-Krautscheid-Haus in der westlichen Innenstadt. An Bord waren unter anderem AWO-Präsident Michael Groß, Bezirksvorsitzender Michael Scheffler und die Unterbezirksvorsitzende Anja Butschkau.

Die Absicht war es unter anderem, einen Einblick in das ehrenamtliche Engagement der AWO Dortmund zu vermitteln und zu folgenden beiden Schwerpunkten zu informieren: Was unternimmt das AWO Ehrenamt in Dortmund gegen Armut? Was leistet das AWO Ehrenamt in Dortmund für gelingende Begegnung? Dabei wurde deutlich, welche Bedeutung die zahlreichen Begegnungsangebote, die von den AWO-Ehrenamtlichen in den 39 Begegnungsstätten organisiert werden, für die Stadtgesellschaft haben. Die Teilnehmenden hatten zudem die Möglichkeit zum intensiven Austausch mit den handelnden Aktiven vor Ort. Diese machten deutlich, was die aktuellen Themen und Herausforderungen vor Ort sind, welche Berührungspunkte es mit den Themenfeldern Einsamkeit und Armut gibt und welche wichtigen Eindrücke und Erfahrungen sie in den Monaten nach der Corona-Pandemie gesammelt haben. Eine der Botschaften: Das AWO-Ehrenamt ist unverzichtbarer Teil der offenen Seniorenarbeit. „Armut und Einsamkeit müssen multifaktoriell und in ihrer Wechselseitigkeit bekämpft werden. Klar sollte allerdings sein: Wer Einsamkeit bekämpfen will, muss den Blick vor allem auf die Verhinderung von Armut setzen. „Einsamkeit ist das Schlimmste. ich bin stolz auf den Unterbezirk, dass hier Wege aus der Einsamkeit aufzeigt werden“, betonte der AWO-Bezirksvorsitzende Michael Scheffler. Daher sei das Motto der Kampagne - „Begegnung verändert.“ - gut gewählt: „Einsamkeit bedeutet Stillstand. Nur Begegnung mit anderen bringt uns voran.“

Die ehrenamtlich betriebenen Begegnungsstätten seien wichtige Bausteine: „Ob arm oder reich - wir als AWO heißen alle willkommen. Hier in Dortmund sind es 39 Begegnungsstätten. Eine tolle Zahl - vor allem wenn man sich vor Augen führt, wie viele Menschen sich da täglich zu Sport, Kursen und Geselligkeit treffen“, so Scheffler. „Hier werden Freundschaften geknüpft und sozialpolitische Aktionen ins Leben gerufen“, sagte er auch mit Blick auf Aktionen wie die Kampagne gegen Kinderarmut, die Haupt- und Ehrenamt in Dortmund im vergangenen Jahr durchgeführt hatten.
Das Ganze gibt es nicht zum Nulltarif: „Unsere Begegnungsstättenarbeit wird von Ehrenamtlichen betrieben. Das ist gut so. Aber in den Begegnungsstätten fallen auch Energiekosten an und teilweise Mietkosten - und auch die Begegnungsangebote kosten Geld. Daher sind wir froh, dass wir die Stadt Dortmund weiter an unserer Seite haben“, betonte die Dortmunder AWO-Vorsitzende Anja Butschkau. Zudem brauchten auch Ehrenamtliche Ansprechpartner*innen.

„Sie müssen das, was sie jeden Tag in den Begegnungsstätten erleben, mit jemanden reflektieren und brauchen auch neue Ideen für die Arbeit. Daher sind wir so froh, dass wir in diesem Bereich hauptamtliche Mitarbeitende haben, die unsere Ehrenamtlichen unterstützen. So wird die Sache rund“, erklärte Butschkau, die auf der Bustour sowohl dem Ehren- als auch Hauptamt Danke sagte.

Als essenziell bewertet auch der Vorsitzende des Dortmunder Seniorenbeirats, Martin Fischer, die Angebote in den Begegnungsstätten: Gerade für viele Hochbetagte sei dies oft die einzige Möglichkeit, sich mit anderen zu treffen und aus der Einsamkeit herauszukommen. „Ein nah gelegener Ort zum Reden und zum Treffen, das ist ganz, ganz wichtig. Daher haben die Begegnungsstätten eine enorme Bedeutung“, so Fischer. Die Aktion zur Förderung des Ehrenamtes ist eine wichtige Aufgabe und die Gewinnung von Ehrenamtlichen ein Problem.“ „Begegnung stärkt das Gemeinschaftsgefühl und Einsamkeit macht krank. Daher ist es gut, dagegen etwas zu machen und etwas für die Menschen zu tun. Ich danke daher Haupt- und Ehrenamt, dass sie Menschen zusammenbringen“, so der Seniorenbeiratsvorsitzende. Gerade in Zeiten von gesellschaftlicher Spaltung und zunehmendem Hass und Hetze sei dies umso wichtiger.

Dazu passt die neue Ausstellung zum Thema Klassismus, die das Projekt „Zukunft mit Herz gestalten“ entwickelt hat und die in der Begegnungsstätte Schumannstraße im Dortmunder Norden zu sehen ist. „Alles Klasse hier…?!“ ist eine Ausstellung über Reichtum, Armut und Klassismus. Die Botschaft: „Weil genug für alle da ist – den Kuchen gerecht verteilen“. Worum geht es dabei? Eigentlich gibt es viel Geld auf der Welt, rein rechnerisch sogar über 12.000 US-Dollar pro Kopf und das inklusive aller Babys, Kinder, alten Menschen usw. Also, wo liegt denn das Problem? „Leider ist das Geld auf der Welt und in Deutschland sehr ungleich verteilt. 90 Prozent der Deutschen besitzen gerade mal ein Drittel des gesamten Vermögens. Viele sind unzufrieden - auch mit der erlebten Demokratie und stellen sie in Frage. Denn Privilegien oder Benachteiligungen sind meist nicht verdient, sondern vererbt“, betonte Sigrid Pranke.

Warum tut denn niemand etwas dagegen? Eine Antwort ist Klassismus: „Diskriminierung von Menschen mit wenig Geld und Bildung. Und die Erzählung, dass jeder seines Glückes Schmied’ ist und dass benachteiligende Strukturen kaum eine Rolle spielen. Dabei sind sie mächtig, in der Kindheit und Jugend wie auch auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt“, machte Marian Thöne deutlich. Eine Lösung wäre Umverteilung, z.B. durch eine Superreichensteuer. Als Anfang würde es schon reichen, wenigstens Steuerhinterziehung konsequenter zu verfolgen. Viele Milliarden könnten hierdurch für die Allgemeinheit verfügbar werden. Und der Clou: Viele Reiche sehen das genauso. Dies und vieles mehr wird in der Ausstellung „Alles Klasse hier…?!“ thematisiert. Ab Oktober 2023 wird sie als Wanderausstellung unterwegs und für Einrichtungen verschiedenster Art anzufragen sein.

Michael Groß: „Ohne Ehrenamt funktioniert diese Gesellschaft nicht“
Sowohl in der Begegnungsstätte in Hombruch als auch im Eugen-Krautscheid-Haus gab es Einblicke in die Arbeit vor Ort. Und es gab die Chance, die neue Theater-Veranstaltung „Die ultimative Quizshow: WETTEN, DASS AWO MITMACHT?!“ mit Hendrik Becker vom Theater Löwenherz zu erleben, die ehrenamtlich geführten Begegnungsstätten aus dem Pandemie-Tief heraushelfen soll.
„Das Engagement kann man nicht hoch genug bewerten. Vor allem weil es drum geht, dass die Menschen in den Stadtteilen eine Zukunft haben - insbesondere Kinder und Jugendliche, aber auch Rentnerinnen und Rentner. Dass Ehrenamt und Hauptamt hier gut zusammenarbeiten ist auch ein Pfund für die Gesellschaft in Dortmund“, zog der AWO-Bundesvorsitzende Michael Groß sein Fazit. „Ohne Ehrenamt funktioniert diese Gesellschaft nicht. Eigentlich verlieren wir viel zu viele Menschen, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen und wir sie als Staat zu wenig unterstützen: Weil wir zu viele Formalitäten haben, die die Menschen behindern“, kritisierte Groß die Rahmenbedingungen fürs Ehrenamt in Deutschland. „Eigentlich müsste man wesentlich mehr danach schauen, wie man die Menschen einbinden kann und was sie brauchen, um ehrenamtlich tätig zu sein“, so der AWO-Bundesvorsitzende. „Aber das scheint ja zumindest in den Dortmunder AWO-Einrichtungen sehr gut zu funktionieren. Ich wünschte mir, dass das auch flächendeckend der Fall wäre.“

    

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